Bandouba

Im Buenos Aires des frühen 20. Jahrhunderts füllten große Tangoorchester regelmäßig die Tanz- und Konzertsäle. Fast 100 Jahre später, am anderen Ende der Welt, schließt Bandouba, eine junge Grazer Großformation, an diese umfassende Musiktradition an, und spielt traditionellen Tango, Musik von Astor Piazzolla, Juan D’Arienzo und weiteren Größen, sowie zeitgenössischen Tango von argentinischen Komponist*innen, und aus eigener Feder.

Ihre Besetzung, angelehnt an die frühen Formationen der Tangoorchester von Buenos Aires, und dem gängigen Piazzolla-Quintett, ermöglicht ihnen, die klanglichen Aspekte des großen Orchesters, aber auch der kleineren Kammermusik bestmöglich zu nutzen. Auch ihre Erfahrungen aus früheren Zusammenarbeiten, in Duos, Trios und Quartetten, kommen dem Ensemble zu Gute. Sie erhielten Unterricht von argentinischen Meister:innen, sowie an der Kunstuniversität Graz, spielten Konzerte und Milongas (Tanzveranstaltungen für Tangotänzer:innen), und bauten so einen intensiven Bezug zu dieser Musik auf.

Wie auch bei den historischen Tangoorchestern üblich, spielt Bandouba ausschließlich eigene Arrangements und Kompositionen. Um nicht nur Bestehendes zu reproduzieren, sondern die Tradition aktiv weiterzuführen, spielt Bandouba auch alte und neue Tangos in ihrem eigenen Stil, und Einflüsse von gegenwärtigen argentinischen Tangokomponisten (Julián Peralta, Diego Schissi, Alejandro Schwarz, u.v.m.), aber auch Jazz, Pop und elektronischer Musik mit sich bringt. Es entspricht dem individualistischen Ansatz der damaligen Tangomusiker*innen: Nicht die bloße Reproduktion ist es, die den Tango Nuevo am Leben erhält, sondern die immerwährende Neuerfindung.

Der Einsatz der Tuba in einem modernen Tangoensemble ist eine Neuheit, die weltweit einzigartig ist, und dank der gemeinsamen Innovationsarbeit von Florian Büchele, Alex Hermann und Tobias Kochseder ein neues Licht auf ein Instrument wirft, welches oft nur der Blaskappelle und dem klassischen Orchester zugeordnet wird. Nicht als bloße Emulation eines Kontrabass, sondern als eigenständiges, vollwertiges Bassinstrument bildet die Tuba gemeinsam mit Klavier und Gitarre den rhythmischen und harmonischen Boden des Ensembles.

¿Dónde estará mi arrabal?

(Wo ist meine Vorstadt?)

¿Quién se robó mi niñez?

(Wer hat meine Kindheit gestohlen?)

– Tinta Roja (1941, Musik: Cátulo Castillo, Text: Sebastian Piana)

Eine weitere Besonderheit ihres Repertoires ist der gesungene Tango. Schwermütige Texte, in denen Themen der verlorenen Liebe, des Heimwehs, oder der Vergänglichkeit behandelt werden, werden mit dem leichtfüßigen rhythmischen Fundament der Musik kombiniert, und bilden eine Dualität, die zum Nachdenken anregt, Herzen bricht, und Hoffnung macht. Das Konzertprogramm von Bandouba wird mit einzelnen Pop-Songs und Schlagern aus den 1930ern ergänzt, die zwar auf dem ersten Blick einer komplett anderen Welt zuzuordnen sind, aber in Ihrer Thematik nicht weit vom Tango entfernt sind.

Mitwirkende

Tobias Kochseder: Bandoneon, Arrangements
Eduardo Antiao: Violoncello
Christine Rainer: Gesang, Violine
Alex Hermann: Tuba
Christine Moik: Gesang, Violine
Žan Milošič: Klavier
Oskar Longyka: Violine
Florian Büchele: Tuba
Wolfram Freysmuth: Violine, Saxophon
Jure Podvratnik: Gitarre

Downloads für Veranstalter:innen

Fotos: ©Nico Kaiser/Internationales Akkordeonfestival Wien 2024
Portraits „Mitwirkende“ (außer Hermann, Freysmuth): ©Tobias Kochseder